Der Mensch und seine Beziehung zu Geschichte und Natur, das Meer, die Lust an Abenteuern, mit denen sich Menschengeschicke messen können.
Die Themen des intellektuellen und künstlerischen Werdegangs des Autoren von Die Welt. En gros und en détail (‚Microcosmi’) kehren auch in seinem letzten Roman, “Alla cieca”, in der Geschichte eines Gefangenen und eines Fliehenden wieder: der zur Zwangsarbeit im Exil verurteilte König von Island Jor Jorgensen und der Genosse Salvatore Cippico, zuerst im Konzentrationslager der Nazis, dann im Gulag unter Tito eingekerkert; doch auch die Geschichte vieler anderer Menschen, die den Horror des letzten Jahrhunderts miterlebten vor den Kulissen einer Welt, in der Verrat als humane Schwäche verstanden wird.
Ein Lob für die Ribellen. Ein Roman, in dem sich Geschichte und Delirium, Mythus und Erinnerungen verknüpfen, eine Reise durch die Verwirrungen der Seele auf der Suche nach extremen Fluchtauswegen.
Claudio Magris wurde am 10. April 1939 in Triest geboren. Neben seiner Heimatstadt ist seine intellektuelle Entwicklung auch mit Turin verbunden, wo er 1962 mit Lionello Vincenti in Deutschen Sprachwissenschaften und Literatur promoviert und (nach einer Periode von 1970 bis 1978 an der Universität Freiburg) als Ordinarius für dieselbe Materie an der Universität Turin lehrt. Er ist heute Dozent für Deutsche Sprachwissenschaften und Literatur an der Universität Triest und Editorialist des “Corriere della Sera”. Mit seinen Werken hat er einen wesentlichen Beitrag zur Verbreitung mitteleuropäischer Kultur und der Literatur über den ‘habsburgischen Mythos’ beigetragen: Il mito asburgico nella letteratura austriaca moderna (1963; dt: Der habsburgische Mythos in der österreichischen Literatur, 2000), Lontano da dove. Joseph Roth e la tradizione ebraico-orientale (1971; Weit von wo. Verlorene Welt des Ostjudentums, 1974), Itaca e oltre (1982), L’anello di Clarisse (1984; Der Ring der Clarisse, 1987), Danubio (1986; dt. Donau). 1999 wurde Utopia e disincanto (Utopie und Entzauberung, 2002) mit Essays zu verschiedenen Themen veröffentlicht.
Zu seinen Romanwerken zählen Illazioni su una sciabola (1984; Mutmaßungen über einen Säbel, 1986), Un altro mare (1991; Ein anderes Meer,1992) und Microcosmi (1997; Premio Strega; Die Welt. En gros und en détail, dtv 2004), eine faszinierende Reise zur Entdeckung von Universalität und Immensität in einem persönlich erlebten, geografisch abgegrenzten Raum. Für das Theater schrieb Magris Stadelmann (1988) und La mostra (2001).
Seine Werke wurden in 27 Sprachen übersetzt. 2002 wurde Magris mit dem Literaturpreis Principe de Asturias ausgezeichnet, dem spanischen Äquivalent für den Nobel-Preis.
PRESSEMITTEILUNG
LITERATURPREIS GIUSEPPE TOMASI DI LAMPEDUSA: IM NAMEN DES „LEOPARD“-AUTOREN PRÄMIERTE GROSSE ZEITGENÖSSISCHE SCHRIFTSTELLER – AM 6. AUGUST IN SIZILIEN DIE ÜBERGABE DES PREISES, MIT DEM IN DEN VORANGEGANGENEN EDITIONEN ABRAHAM B. YEHOSHUA UND TAHAR BEN JELLOUN AUSGEZEICHNET WURDEN.
Geboren wurde der in kürzester Zeit zu einem der renommiertesten Literaturpreise im Rahmen der italienischen und mediterranen Kulturszene aufgestiegene Event im sizilianischen Valle del Belice, genauer in Santa Margherita di Belìce, Ort der Handlung einiger der fesselndsten Kapitel von Giuseppe Tomasi di Lampedusas „Leopard“.
Der Autor selbst hatte hier einen guten Teil seiner Kindheit und Jugend verbrachte. Die nach wie vor enge gefühlsmäßige Verbundenheit des Städtchens mit dem Autoren spiegelt sich auch in der Stiftung dieses ihm gewidmeten Internationalen Literaturpreises wieder, den in den ersten beiden Editionen zwei der quotiertesten Schriftsteller des mediterranen Raums verliehen wurde: 2003 an Abraham B. Yehoshua für den Roman La Sposa liberata (Die befreite Braut) und 2004 an Tahar Ben Jelloun für Amours sorcières (Hexenlieben).
Die Wahl hatte die Jury – Präsident von Giuseppes Sohn Gioacchino Lanza Tomasi; die Lyrikerin Maria Luisa Spaziani sowie die Dozenten für italienische Literatur Salvatore Silvano Nigro, Natale Tedesco und Antonio Di Grado – nicht von ungefähr getroffen, da die Preisveranstaltung Frieden und Völkerverbundenheit als literarische Themen privilegiert. Eine nicht nur ethische, sondern auch politische Botschaft, die den befruchtenden Einfluss des Kulturaustausches auf die gesamte Menschheit hervorhebt: multiethnischen Begegnungen entwachsene Geschichte, ergo Geschichte/Geschichten von Menschen, die, unabhängig davon wo sie zur Welt kommen, leben und sterben, dasselbe Schicksal, Hoffnungen, Träume, Selbstverpflichtung und Bewusstsein teilen.
Eine weltoffene Kultur, die die Verschiedenartigkeit des “Anderen” als bereicherndes, das individuelle Bewusstsein förderndes Element empfindet und verleumdende Vorurteile verabscheut. Diesen aufklärerischen Leidfaden, der Identität kohärent mit Diversität verbindet, hat die Jury in den Werken der beiden Schriftsteller als mit den Zielsetzungen des Giuseppe Tomasi di Lampedusa-Literaturpreises identisch anerkannt.
Eine literarische Würdigung, die grundlegend auf die Verstärkung der – materiellen und immateriellen – Bindung an das Territorium des Kulturparks Terre Sicane (Sciacca, Sambuca di Sicilia, Montevago, Santa Margherita di Belìce, Ribera, Calamonaci, Cattolica Eraclea, Caltabellotta, Menfi) zielt, in dem Identität und Diversität die Chiffre zur Erschließung der Seele dieser Zone Siziliens bilden: fruchtbare Spannungen zwischen Bestrebungen für die Bewahrung des eigenen Kulturerbes und der Suche nach einer Moderne, endgültig im Sinn von Berufung (produktiv), Evozierung (literarisch) und Hoffnung (Integration und friedliche Völkergemeinschaft).
Das vom Kulturpark Terre Sicane und der Stiftung Giuseppe Tomasi di Lampedusa konzipierte Projekt genießt die Unterstützung des Weinguts Donnafugata, das überdies den Literaturpreis mit seiner “nächtlichen Lese“ liiert hat, die Journalisten und Weinliebhaber aus aller Welt anzieht.
Die feierliche Preisverleihung findet am 6. August in Santa Margherita di Belìce (Provinz Agrigento), im stilvollen Rahmen des Palazzo Filangeri di Cutò statt.
Die Rolle als Patin des Events hatte 2004 die Schauspielerin Claudia Cardinale übernommen, unvergesslich als Angelica in Luchino Viscontis „Leopard“-Verfilmung.
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